Zur Geschichte.
Bereits im Jahr 1952 kommt die WEBA mit zwei neuen Maschinen, den Klassen 510 und 520, auf den Markt. Die Klasse 510 ist eine Geradestich-Haushalts- und Gewerbenähmaschine mit "vorzüglichen Eigenschaften" wie "Rundgreifer mit Brille, vor- und rückwärtsnähend, eingebautem Nählicht, mindestens 1000 Stichen pro Minute, 220 x120 mm Durchgangsraum, Nadelsystem 705 Flachkolben und hoher Laufruhe".
Die WEBA Klasse 520 greift auf eine Entwicklung von 1942 in Altenburg (Vesta-Dietrich) zurück. Die Kriegsereignisse ließen dort die Produktion nicht zu. Diese Nähmaschine näht Gerade- und Zickzacknaht und war erhältlich mit CB- und Brillengreifer. Die von WEBA patentierte schwingende Nadelstange ermöglicht auch beim größten Zickzackausschlag einen senkrechten Einstich in den Stoff. Entsprechend der Stoffdicke kann der Anpressdruck des Füsschens verstellt werden.
Text: R. Reinmöller
Text folgt.
Im Laufe des Jahres 1953 überrascht die WEBA mit der Nachricht, dass abschließende Verhandlungen mit den Erben der Firma L.O. Dietrich, Altenburg, zu dem Ergebnis gekommen sind, die bisher geschützte Markenbezeichnung „Vesta“ zu führen. Es handele sich nicht nur um eine Namensübertragung, sondern um eine Fortführung der Tradition dieses altbekannten Werkes aus Ostdeutschland.
Dabei ist davon auszugehen, dass ehemalige Mitarbeiter der Firma Dietrich in verantwortungsvoller Stellung übernommen wurden, um dem in der Vorkriegszeit bereits
europaweit eingeführten Fabrikat wieder Geltung zu verschaffen.
Die bereits in den frühen 1940er Jahren von den Dietrich-Werken entwickelte Zickzackmaschine Klasse 520 wurde in den wesentlichen Merkmalen von der
WEBA weiterentwickelt und unter dem Namen „Vesta“ in den Handel gebracht.
Die wesentlichen Merkmale der 520 ZZ sind der CB-Greifer, Nadelposition Links-Mitte-Rechts, 5 mm Stichbreite und ein eingebautes Nählicht.
Auf der Hamburger Nähmaschinenausstellung 1954 wird die Weiterentwicklung mit der 530 ZZS präsentiert. WEBA verweist in der Presseerklärung auf ein eigens entwickeltes Patent, das die Maschine zu einer leichten, geräuscharmen Schnellläufermaschine macht,
die den neuzeitlichen Erfordernissen angepasst ist.
Baugleich zur WEBA 520 N, aber mit Doppelumlaufgreifer statt CB-Greifer (höhere Nähgeschwindigkeit möglich).
„Robuste Bauart gepaart mit einfachster Handhabung“ – Dieser Leitgedanke war für WEBA maßgeblich bei der Entwicklung der Automatik-Nähmaschine 540 ZZA. Automatic bedeutet, dem allgemeinen Trend in der Mitte der 1950er Jahre folgend, über die Zickzackfunktion hinaus eine automatische Ziersticheinrichtung anzubieten. Im Prinzip wurde die Konstruktion der Kl. 520 ZZ beibehalten. Konstruktiv neu war die Ergänzung um eine Zierstichmechanik. Die oben liegende Öffnung, in die die Kurvenblöcke eingesetzt werden, ist durch eine vernickelte Platte verdeckt. Dabei ist die sog. Mutterkurve aus Stahl für den normalen Zickzackstick fest eingebaut. Auf diese wird die jeweilige zweite Kurvenschablone aus Kunstharz zum Nähen von Ziernähten aufgesetzt.
Zur Standardausführung gehören fünf verschiedene Zierstichkurven, zur Vermeidung von Verwechslungen durch unterschiedliche Farbgebung und Anbringung von Symbolen deutlich gekennzeichnet. Weitere Schablonen konnten separat erworben werden.
In der Nähmaschinenfachpresse wird 1956 das Für und Wider der automatisch wirkenden Arbeitsweise leidenschaftlich diskutiert. Der allgemeine Tenor – das Streben nach vollkommenen automatischen Vereinfachungen – wird allseits anerkannt, um das Leistungsvermögen zu erhöhen und die Arbeitsvorgänge zu vermehren. Hinsichtlich der WEBA-Automatic wird die Fortentwicklung bis ins kleinste Detail lobend erwähnt. Verwirrende technische Komplikationen in Form von Berechnungs- und Einstellungsschemen würden vermieden. Demzufolge sei die Bedienung genau so einfach wie bei der normalen Zickzackmaschine. Überdies werde sie ohne Preiserhöhung zum Endverbraucherpreis von 530 DM geliefert.
Text: R. Reinmöller
Baugleich zur WEBA 520, aber mit Freiarm und Doppelumlaufgreifer statt CB-Greifer (höhere Nähgeschwindigkeit möglich).
Baugleich zur WEBA 560, aber mit Doppelumlaufgreifer statt CB-Greifer (höhere Nähgeschwindigkeit möglich).
Baugleich zur WEBA 560, aber mit Freiarm und Doppelumlaufgreifer statt CB-Greifer (höhere Nähgeschwindigkeit möglich).
1957 bringt die WEBA eine interessante Neuerscheinung auf den Markt. Es ist eine "Familienmaschine" genannte elektrische Flachbett-Koffernähmaschine mit senkrecht stehendem Antriebsmotor, der die Maschine über einen Reibradantrieb direkt am Handrad antreibt, eine einfache und günstige Lösung. Denn es war bei der Entwicklung Wert gelegt worden auf Preiswürdigkeit und Erschwinglichkeit für den kleinsten Haushalt,
so dass damit die Hoffnung verknüpft wurde, mit einem günstigen Preis eine erweiterte Käuferschicht zu erschließen.
Auf dem Stand der Fachausstellung 1957 in Frankfurt am Main propagierte die WEBA mit dem Slogan „Für Leute von heute“ die neue Konstruktion. Sie fand hohe Anerkennung – besonders wegen der ästhetischen Form, an der namhafte italienische Designer mitgewirkt haben.
Die technischen Merkmale: Wahlweise Doppelumlaufgreifer oder Brillengreifer, eingebauter 75W-Motor mit Reibradantrieb, eingebautes blendfreies Nählicht, Gewicht mit Koffer etwa 10 kg.
Bemerkenswert erscheint die Namensfindung: Der Name Vestalette wurde durch ein Preisausschreiben ermittelt. Der Vorgang der Namensfindung ist nicht
überliefert.
Text: R. Reinmöller und Nähmaschinenverzeichnis
Um weitere Käuferschichten zu erschließen gelang es WEBA, einen Liefervertrag mit der Kaufhof Warenhaus KG abzuschließen. Geliefert wurden die Vesta 576 und die 490, beide unter dem Kaufhof-Label "Präzentra".
Mitte des Jahres 1958 konnte das Konstruktionsbüro der WEBA-Werke verkünden, erfolgreich die Universal-Koffernähmaschine „Vestaline“ zur Produktionsreife
entwickelt zu haben. So ist aus der „Vestalette“ eine Zickzack-Maschine mit automatischer Ziersticheinrichtung entstanden, die "preislich günstig liege
– weil einfach in der Konstruktion." Die "Vestaline" ist das letzte in Ober-Ramstadt gebaute Nähmaschinenmodell.
Die Vestaline ist insofern ein Jubiläumsmodell, als 1958 die WEBA „60 Jahre Präzisionsarbeit in Ober-Ramstadt“ für sich reklamiert. Dabei bezieht sich Martin Georg
Breitwieser (der Firmeninhaber) auf seinen Vater Georg Breitwieser, der 1898 zusammen mit Heinrich Keller die Firma Breitwieser und Keller Ober-Ramstadt (BUKO) zur handwerksmäßigen Fertigung von Mikrometer-Schrauben gegründet hatte. Obwohl die damaligen Maschinen noch Fußantrieb hatten, wurde damit der Grundstein für ein Unternehmen gelegt, das im Laufe „60jähriger Aufwärtsentwicklung Bedeutung in
aller Welt“ erzielt habe. Aus der handwerksmäßigen Fertigung von Mikrometer-
Schrauben führte der Weg von der Messtechnik zur Herstellung von Kleinmaschinen (deren Bedeutung nicht ermittelt ist) zum Werkzeug- und Vorrichtungsbau.
Die Gründung der WEBA (im zweiten Kriegsjahr) geschah, so Martin Georg Breitwieser „aus besonderen Gründen“ als „Zweigbetrieb der Firma BUKO“. Sie habe sich „mit zeitbedingten Aufgaben“ beschäftigt. Aus der Kriegszeit sind unversehrte Gebäude, ein „erstklassiger Maschinenpark“ und ein „Stamm geschulter Fachkräfte“ hervorgegangen – ein gute Voraussetzung, mit den gesammelten Erfahrungen „einen neuen Industriezweig“
für Haushaltsnähmaschinen zu schaffen.
Text: R. Reinmöller
WEBA Darling, Freiarm-Geradestich-Haushaltsnähmaschine, Einbaumotor, Vertrieb/Herstellung WEBA-Werke KG, Ober-Ramstadt, Lizenzgeber/Entwickler: "Favta" bzw. "Keller" Apparatebau AG, Goldach, Schweiz, siehe "Keller" Diora (Bilder: Nähmaschinenverzeichnis)
Tragbare Nähmaschine bilden zu Beginn der 50er Jahre den auf Europa übergreifenden Trend zur Koffernähmaschine ab. Weg vom „Nähmöbel” hin zu tragbaren und leichten Maschinen, meist aus Aluguss, verstaut in einem formschönenKoffer.
Die WEBA folgt diesem Trend 1953 mit der „Darling“, einer leichten Freiarmnähmaschine, die anfänglich in Lizenz für die Schweizer Firma Apparatebau AG, Goldach, Schweiz, gebaut und ab 1953 auch in Deutschland angeboten wird. Charakteristisch ist bei dieser
Freiarmmaschine der Kniehebel. Damit wird mit dem Knie über eine Hebelstange die Maschine gesteuert. Sie ist mit einem Brillengreifer ausgestattet und verwendet
Nadelsystem 705. Sie hat ein Gewicht von nur 8 kg und ist für ca. 300 DM im Handel erhältlich.
Die Maschine hat bei der Technischen Messe in Hannover 1953 bei in- und ausländischen Besuchern viel Beachtung gefunden. Dem Prospekt folgend eignet sich die Darling-Nähmaschine zum Nähen, Stopfen und Sticken, bei Verwendung eines Zickzackapparats
auch zum Kändeln und Verzieren. Gerade ihr schlanker Freiarm ist ideal für die Reparatur von Ärmeln und Bündchen. Mit dem mitgelieferten Anschiebetisch lässt sich eine komfortable Arbeitsfläche schaffen.
Text: R. Reinmöller
Anmerkung Nähmaschinenverzeichnis: Ganz klar ist nicht, wer damals diese Nähmaschine entwickelt bzw. gebaut hat. Es sind starke Ähnlichkeiten zur "Favta" bzw. "Keller Diora" erkennbar. Denkbar wäre eine Entwicklung in der Schweiz und ein Zuliefern spezieller Teile von dort und eine Endfertigung bei WEBA. Evtl. aus Zoll- oder Markengründen.