Nach Kriegsende 1945 versuchte die 1899 als Neufeldt & Kuhnke (schon im ersten Weltkrieg ein Hersteller von U-Boot Sonarsystemen und Hochleistungsmikrophonen) gegründete und 1926 in“ELAC“ umfirmierte Firma mangels Rüstungsaufträgen (wie etliche andere Hersteller) mit Produkten für den Endverbraucher wie der „Pony“ ihr Überleben zu sichern.
Erst in den 1970ern wurde dann „ELAC“ auch Endverbrauchern bekannt z.B. durch Plattenspieler und weltweit lizensierte marktführende Tonabnehmersysteme (Lizenz Shure USA). Auch die aus der gleichen Gründung endstandene Firma Hagenuk war im maritimen Elektronik-Bereich und in der Telekommunikation bis weit in die 90er weltweit führend.
Die „Pony“ fand sich in einer Tiefgarage in recht schlechtem Zustand im Regal; allerdings in allerbester Gesellschaft: Ein Porsche 911 aus den 70er-80ern; ein Lotus Rennwagen und ein toprestauriertes Original „Lagonda“ Oberklasse Cabrio von ca 1925-30, noch vor der Übernahme durch Aston Martin … Als ramponierte Hinterlassenschaft der Großmutter war die kleine Elac „Pony“ trotz der etlichen 100tausend Euro teuren automobilen Nachbarschaft dann doch günstig zu haben.
Die Nachkriegsproduktion des „Pony“ ist deutlich erkennbar. Das untere Holz-Gehäuse wie auch die Schutzhaube aus Buche sind recht unpräzise gefertigt. Die Beschläge sind aus einfachem Material ohne jegliche Verzierung. Die Oberfadenführung ist eher einfach. Nach der gut konstruierten Oberfadenführungsspanung läuft der Faden jedoch deutlich schräg in die um 90 Grad versetzte Nut der „modernen“ Flachkolbennadel (System 705) ohne jede weiter Führung.
Bei den mit Handbetrieb geringen Geschwindkeiten der Langschiffchenmaschine setzt sich der Faden dann letztendlich doch in die Führungsnut der Nadel und der Geradstich klappt mit geringem Vorschub erstaunlicherweise sehr gut; trotz der vermutlich dem Verkaufspreis geschuldeten Konstuktionsschwächen als preiswertes Nachkriegsprodukt.
Fazit
Mechanisch einfacher Nachbau einer Langschiffchen-Nähmaschine (gebaut ab 1945 bis ca. 1948) durch renommiertem deutschen Maschinenbauhersteller. Hochwertig simpel unkaputtbare Mechanik, Vollmetall. Brauchbar für einfache Näharbeiten ohne Strom. Gewicht incl Buchenholz Rahmen und Haube ca 9,5 Kg.
Nachteile
Handbetrieb, Langschiffchen-Unterfadenspule, umständliches Unterfadenhandling.
Text: U. Blumental
Kürzlich lernte ich "Modern Cylinder Shuttle Sewing Machines" kennen.
Die Langschiff-Haushaltsnähmaschinen des ausgehenden 19. Jahrhunderts wurden als
„Dauerseller“ noch jahrelang im 20. Jahrhundert angeboten. Inzwischen gab es längst modernere Maschinen, insbesondere Schwingschiffmaschinen. Viele Hersteller brachten nun auch Langschiffmodelle mit modernerem Aussehen heraus: Fuß- und Nadelstange waren nicht mehr viereckig, sondern rund, der Nähmaschinenkörper nicht mehr kantig, sondern fülliger und abgerundet. Die Langschiffchen nahmen das Aussehen von Schwingschiffchen an: Sie waren geschlossen (wie eine Rakete) und wurden von hinten mit der Spule gefüllt. Natürlich waren diese Schiffchen nicht gebogen oder abgeschrägt, denn sie liefen geradeaus hin und her wie seit eh und je. Solche Maschinen sind eher selten zu finden. Möglicherweise sind sie rasch gegen wirklich modernere Maschinen eingetauscht worden. Man erkennt die selteneren Maschinen an den beiden bekannten schmalen Schiebeplatten der Langschiffmaschinen längs der Grundplatte und einer ebenso schmalen Schiebeplatte rechtwinklig aus ihrer Mitte heraus auf den Nähenden zu.
Ich glaubte, eine solche Maschine zu erkennen, wunderte mich über ihr Aussehen und erwarb sie. Tatsächlich hat sie ein ganz normales Langschiffchen und ist eine ELAC-Maschine aus den Jahren nach 1945.
Zu meiner REGINA-Nähmaschine: Inzwischen habe ich im Netz außer der oben gezeigten schwarzen PONY eine schwarze BOY gefunden sowie eine weinrote PONY.
Der obigen Beschreibung/Bewertung der ELAC PONY kann ich mit Blick auf meine REGINA
nicht beipflichten: Das schöne Buchenholz ist ordentlich verarbeitet. Der Sockel besitzt Beinchen aus Gummi, die den Untergrund schonen. Die schlichten Beschläge entsprechen dem Zeitgeist der 1950er Jahre. Die Maschine ist so klein, dass der Oberfaden keine langen Strecken überwinden muss (die Grundplatte
ist nur 31 cm x 13,5 cm groß). Der Faden braucht keine weiteren Führungsösen. Die Abrundung der Kopfplatte unten in Richtung Nadel findet sich auch bei den "Modern Cylinder Shuttle Sewing Machines". Sie schont den Faden und kommt einer Führung gleich. Handbetrieb und Langschiffchen halte ich nicht für Mankos. Umständliches Unterfadenhandling? Eine Sache der Gewöhnung!
Dorothea Glorius am 07.11.2024