Neckermann (Victoria, Graziella)
Text folgt.
Diese Haushaltsnähmaschine ist ein kleines Schmuckstück, das in den 60er Jahren vom Versandhaus Neckermann vertrieben wurde. Mit 8 kg ist sie ein Leichtgewicht, ihr Gehäuse und der Anschiebetisch sind aus stabilem Aluminium. Sie arbeitet mit Programmschablonen und hat neben den Grundstichen Gerade, Zickzack und der Bogennaht noch weitere 10 Ziernähte zur Auswahl.
Die Nähmaschine hat einerseits eine hochwertige Mechanik, in der allerdings auch mehrere Zahnräder aus Kunststoff (Fotos Nr. 11und 12) zum Einsatz kommen und den mechanischen Lauf für meine Begriffe erschweren. Besonders merkt man das bei der Bedienung des Handrades. Die Bedienung der Automatik ist sehr verständlich geregelt. Der Schablonenwechsel erfolgt, wenn der Automatik-Hebel (Foto Nr. 17) auf Zickzack steht. Zum Nähen lt. Schablone stelle man ihn auf Automatik und die Stichlänge kann individuell eingestellt werden. Diese Nähmaschine benötigt die Nadeln des Systems 705 und arbeitet mit einem Brillengreifer. Die Spulenkapsel (Fotos Nr. 20 bis 22) ist mit denen von Anker, Phoenix oder Gritzner nicht identisch, es passen aber die gleichen Spulen hinein. Wie sie eingefädelt wird, zeigen die Fotos Nr. 15 bis 17 und 20 bis 25. Beim Zuklappen des Greifers (Foto Nr. 24) halte man die Kapsel am Faden fest.
Die Maschine hat einen 80 W-(rechtsdrehenden) Motor, den sie bei der nicht ganz leichtgängigen Mechanik auch benötigt. Sie näht alle Stiche genau und sauber.
Eine sehr gute Lösung ist, dass sich an der verlängerten Motorachse die Aufspulvorrichtung befindet.
Bei mir gehört diese Maschine in die 1. Liga, ich kann ihr aber auf meiner Skala von 1 bis 10 nur 7 Punkte geben, weil die Kunststoffteile die Leichtgängigkeit der Mechanik beeinflussen.
Vorteile
leichte, stabile Maschine, einfache Bedienung, Nadelsystem 705, Spulen des normalen Umlaufgreifers passen, hoher Komfort
Nachteile
nicht ganz leichtgängige Mechanik (die Schwergänigkeit kommt vom Zahnriemen, der nach so langer Zeit ausgetrocknet und brüchig geworden ist), Brillengreifer
Text: I. Naumann
Text folgt.
Die Victoria ZZ 114 ist noch eine der sehr robusten Geradstich / Voll-ZickZack Maschinen, schätzungsweise aus den 60ern, die sehr präzise und fast ohne Kunststoff gebaut wurde. Das Gewicht des reinen Maschinenkörpers liegt dadurch auch bei 13,3 Kg!
Grundkörper und Handrad bestehen aus Grauguss, die meisten beweglichen Teile sehen nach dem sehr widerstandsfähigen Temperguss aus und sind galvanisch mit einer Korrosionsschutzschicht aus Nickel überzogen. CB-Greifer und Transport werden über jene Guss-Pleuel angesteuert. Die 2 Zahnräder für den ZZ-Antrieb sind aus Stahl. Deckel und Klappe am Kopf bestehen aus Alu-Duckguss. Lediglich das Motorgehäuse, der robuste Anlasser, die ZZ-Stellknöpfe , die Vorreiber der Greiferbrille, sowie die Lampenfassung und auch der Transportkoffer mit grenzwertig belastetem Unterbau sind aus Kunststoff. Die Maschine läuft nach dem kompletten Ölen sehr ruhig und angenehm geschmeidig, lediglich bei Vollgas gerät sie etwas ins Schwingen.
Ob die ZZ 114 noch in Deutschland hergestellt wurde, konnte ich nicht ermitteln, wage ich jedoch anzuzweifeln, da auch der angebaute und fest mit der Maschine verdrahtete Motor von der japanischen Fa. Matsushita stammt.
Die Technik hat auch gewisse Ähnlichkeiten mit den Maschinen von Brother (hierzulande Privileg) mit dem seitlich stehenden CB-Greifer ohne Winkelgetriebe, den ich als durchaus vorteihafte Konstruktion ansehe, da die Zickzack Stellung der Nadel sich nicht auf die Schlaufen- und Greifer-Position auswirkt.
Auch wenn man doch mal am Stoff zieht um dem Transport zu helfen (was man ja möglichst nicht tun sollte) so zieht man die Nadel nicht in den Greifer, was sofort zum Nadelbruch führen würde, sondern nur seitlich am Greifer vorbei!
Auch das Nahtbild ist stets sehr sauber und problemlos. Rückwärtsgang komfortabel per Knopfdruck zentral am Transportsteller. Es werden die Standard Flachkolben Nadeln, System 705/130 R und Hochschaft-Füsschen eingesetzt. Der Transporteur ist dreistufig versenkbar. Ebenso lässt sich das Füsschen auf 2 Höhen anheben, eine echte Besonderheit! Erste Stufe ca.4mm noch mit Oberfadenspannung, 2. Stufe ca 6mm , Oberfadenspanner entlastet! Die Einstellung des Füsschendrucks ist auch möglich, jedoch etwas versteckt unter den Abdeckungen.
Ich würde diese langlebige Maschine in die 1. Liga übernehmen .
Vorteile
Einfache Bedienung, solide Bauweise, leiser leichter Lauf, CB-Greifer, Nadelsystem 705-H/130
Nachteile
Schwer, nur Nutzstiche , Plastikkoffer und Unterbau
Text: T. Schumacher
Sehr robuste und schwere Flachbett-Nähmaschine mit Anbaumotor, vermutlich frühe 70er Jahre, vermutlich aus Japan. Mit mitgehendem Greifer, der quer steht, die Spule wird von links eingesetzt, die Flachkolbennadel mit der flachen Seite nach rechts, die Nadel wird von links nach rechts eingefädelt (näheres siehe Foto mit Einfädelweg).
Was die Maschine besonders macht ist der zuschaltbare Dreifachstich, das heißt, alle Gerade und ZZ-Stiche können durch umlegen des linken Hebels dreifach genäht werden Der Hersteller nennt diese Funktion Stretch, was ich etwas irreführend finde. Es handelt sich eher um einen soliden Dreifachstich, bei dem das Nähgut unter der Nadel vor und zurück transportiert wird, um jeden Stich dreifach auszuführen.
Vorteile
Robust, solide, es werden normale CB-Greifer-Spulen und Flachkolbennadeln verwendet. Sinnvolle Stichergänzung für robuste Nähte durch Dreifachstichfunktion.
Nachteile
Querstehender, mitgehender Greifer, d.h. die untere Mechanik muss bei ZZ komplett hin und her bewegt werden, dadurch ist die Maschine etwas "rappelig" und laut. Recht schweres Gusseisengehäuse.
Text: Nähmaschinenverzeichnis
Hergestellt in den Siebzigern vom Hersteller Vigorelli in Pavia, Italien. Große Freiarmnähmaschine mit Gehäuse aus Aluminium, mit Umlaufgreifer.
Sie wirkt hochwertig und gut konstruiert, sichtbar etwa an dem ohne Werkzeug abnehmbaren Topcover, dem Extrastecker am Pedal oder dem pfiffigen Anschiebetisch mit der Teilebox.
Die Mechanik besteht weitgehend aus Metall, ausgenommen Greiferantrieb, das untere Antriebsrad der Schnurkette und ein Teil in der Fadenhebel-Mechanik. Die Maschine läuft ruhig. Alles gut erreich-, versteh- und wartbar, auch die Elektrik, somit war Kondensatortausch kein Problem.
Rückwärtsnähen geht sowohl durch Drücken und Halten des Knubbels unter der Stichlänge wie auch dauerhaft – den Stichlängenknopf dreht man dann über 0 hinaus gegen den Uhrzeigersinn.
Fußanpressdruck ist zwar verstellbar, doch wählt man einen niedrigen Fußdruck (dreht also nach oben heraus), schließt das Topcover nicht mehr richtig.
Der Transporteur macht die Box-Bewegung, beschreibt in der Bewegung annähernd ein Rechteck, nicht das eher Ovale einer üblichen Maschine.
Das Lämpchen hat den Bajonettsockel – LED-Ersatz dafür gibt es, ist aber teurer als Birnchen mit Schraubfassung.
Die Maschine ist ziemlich stark (100 Watt) und bei mir lief sie selbst mit elektronischem Pedal gefühlt immer noch recht zackig an. Dachte erst, sie wäre schneller übersetzt als üblich, doch Abschätzen mit Stroboskopapp fürs Handy ergab 1000 U/min im Leerlauf, also noch normal für eine Haushaltsmaschine.
Wenn man damit klarkommt, hat man eine gute Maschine.
Text: C. Klein
Die Graziella HZL-11 ist das Raumschiff unter den Nähmaschinen. Gebaut vermutlich um 1977 von Juki in Japan, entspricht sie im Design ganz dem Zeitgeist. Nicht unbedingt auf den ersten Blick ist sie als Nähmaschine erkennbar, auch Kaffemaschinen und andere Haushaltsgeräte hatten damals diesen "Space-Touch". Sie ist sehr leicht (ca. 7 Kg), besteht aus einem Aluminiumgerüst mit kombiniertem Aluminium-Kunstoff-Gehäuse, so, wie auch aktuelle Maschinen konstruiert werden. Sie besitzt einen für die damalige Zeit sehr innovativen Horizontalgreifer und eine sehr schicke, externe Leuchte. Diese beginnt mit dem Aufklappen des abdeckenden Leuchtenschirms automatisch zu leuchten und verlischt beim Schließen.
Die Graziella HZL-11 ist eine Flachbett-Nähmaschine mit Basisausstattung, Stichbreite und -länge sind stufenlos einstellbar, die Stichlage kann li., mi. re. eingestellt und es können drei verschiedenen Nutzstiche (genähter Zickzack, Zickzack und Heftstich) ausgewählt werden. Der Fadenleger bewegt sich horizontal. Die Spulereinrichtung wird durch eine Schiebeabdeckung sicher verborgen und beim Aufschieben aktiviert.
Die ganze Maschine ist mit ihrem Zubehör in einem speziellen Koffer, der ihr auf den Leib geschneidert wurde, perfekt untergebracht.
Leider ist die Graziella HZL-11 zwar ein absolutes Design-Highlight und war technisch sicher ihrer Zeit voraus, heutzutage aber zeigt der an vielen Stellen verbaute Kunststoff erste Schwächen, was zu einem Totalausfall der gesamten Maschine führen kann.
Victoria 121, vertrieben von Neckerman und, den Fertigungsstempeln nach, Baujahr 1988. Sie hat einen soliden und schweren Graugusskörper, der sie locker in die 10Kg Klasse bringt. Der ganz brauchbare Tur2 Motor mit 90W ist verbaut, ebenso ein recht stabiler Anlasser dabei. Es werden Standard Flachkolben-Nadeln Typ 130/705H verwendet.
Der Füsschen Lifter ist, wie schon bei der Victoria ZZ-114 zweistufig: 1. Hebestufe noch mit Oberfaden-Spannung, 2. Stufe ganz hoch > lose Oberfaden-Spannung.
Sie verfügt über einen Umlaufgreifer, der ja von vielen Nähmaschinenmechanikern gepriesen wird, aber bei diesem Exemplar ist er nicht besonders gut zugänglich, da die Bauteile im Umfeld den Platz einschränken und beim Einlegen der Spulenkapsel stören. Ohne hochklappen der Maschine geht da nichts!
Der Rest war dann nicht ganz so wertig gebaut: Alle Klappen, Deckel und Bedienknöpfe, selbst Nadelhalter und das Handrad, das ja bei früheren Maschinen auch aus Grauguss als Schwungrad für den gleichmäßigen Lauf diente, sind aus preiswertem ABS-Kunststoff, gratige Kanten inklusive!
Die Programm-Schaltkulisse, recht leichtgängig , und Programmtrommel dürften auch ABS sein, Zahnräder sind aus Polyamid , Schnurkette läuft ebenfalls auf Kunststoffrädern.
Was aber schon ein Hammer an Kostenoptimierung ist : Die Mechanik des Gelenk-Fadenhebels besteht in weiten Teilen auch aus schwarzem Plastik! Die Füsschendruck-Verstellung nebenan ist auch nicht gerade ein technisches Meisterwerk. Kein Wunder, dass diese Bereiche von der Lampe und Abdeckungen gut versteckt und schlecht zugänglich sind (siehe Bilder!).
Tja, und die Sinnbilder für Fadenführung und Programmwahl halfen den Einsteigern, für die sie gedacht war, auch nicht recht zum einsteigen. Jemand meinte: Geradstich mit Vorschub 1? ZickZack dann mit Vorschub 4? … wo ist Vorschub 5??
Zu Gute halten muss man der Maschine jedoch: Es ist, ausser der Kunststoffwanne , noch nichts gerissen oder gebrochen – sie läuft nach dem Ölen und etlichen Justierarbeiten wieder recht ordentlich.
Meine Wertung, bei all dem Kunststoff, 2.Liga / 9 Punkte für das nun erreichte Nähverhalten.
Vorteile
Leichtgängig
Nachteile
trotz viel Kunststoff recht schwer
Text: T. Schumann
Text folgt.
Hier sehen sie eine Haushaltsnähmaschine aus dem Jahre 1993, die den Markennamen „Victoria“ trägt. Zu diesem Markennamen kann gesagt werden, dass dafür die „Victoria Nähmaschinenfabrik vormals Richard Knoch„ in Saalfeld bis zur Enteignung 1949 die Markenrechte besaß. Der ehemalige Eigentümer Eberhard Herdickerhoff wechselte daraufhin in die Bundesrepublik Deutschland. Um 1959 verkaufte er die Rechte an dem Namen „Victoria“ der Vertriebsgesellschaft Sommerkorn, die sich in „Victoria Haushaltsnähmaschinen Vertriebsgesellschaft mbH„ umbenannte. Diese Vertriebsgesellschaft handelt u.a. mit Nähmaschinen aus der ganzen Welt, auch die Hersteller des ehemaligen Ostblockes gehörten zu den Lieferanten. So ist es u.a. auch zu erklären, dass Nähmaschinen aus Wittenberge den Markennamen „Victoria“ tragen. Wer die hier gezeigte „Victoria 739“ hergestellt hat, ist nicht so einfach zu erkennen, nur der ASPA Anbau-Motor lässt vermuten, dass es ein polnisches Produkt sein könnte. Die „Victoria 739“ besitzt für ihren Herstellungszeitraum eine erstaunlich solide Metallbauweise. Das Gehäuse ist aus Aluminium, die Mechanik in Metall-Leichtbauweise, kombiniert mit Teilen aus Kunststoff und sie wiegt mit Motor ca. 7 kg. Es ist eine Haushaltsnähmaschine für einfache Ansprüche, sie näht sauber und hat eine leichtgängige Mechanik. Beim Nähen mit meiner 739 habe ich festgestellt, dass sie nach der Umstellung vom Zickzack-Stich den Geradstich (Foto Nr. 18) nicht optimal gerade näht. Verantwortlich dafür ist der Drehregler (Foto Nr. 07 ), der die Kulisse (Foto Nr. 07 ) nicht richtig bis zum 0-Punkt schiebt. Abhilfe erreicht man, indem die Kulisse (Foto Nr. 08) mit der Hand oder einem Hilfsmittel bis zum Anschlag gedrückt wird (Foto Nr. 18, saubere Naht). Ich ordne meine „Victoria 739" entsprechend der Bauweise in meine 2. Liga ein, unter den vergleichbaren Nähmaschinen erreicht sie entsprechend der genannten Kriterien auf meiner Skala von 1 – 10, 7 Punkte.
Vorteile
Einfache Bedienung, solide Bauweise, CB-Greifer, Nadelsystem 705-H/130, leichte Nähmaschine,
Nachteile
kein versenkbarer Transporteur, Kunststoff in der Mechanik,
Hinweis: benötigt für eine lange Nutzungsdauer gute Pflege, wenn die Maschine den Geradstich nicht optimal näht, könnte es an dem Drehregler, wie im Text beschrieben, liegen!
Text: I. Naumann
Text folgt.