Turissa
Zur Geschichte.
Die 1950 präsentierte Turissa Automatic war eine stattliche Maschine, beige bis hellbraun in der Farbe, mit Kanten und Ecken schwer, stark und präzise (ich nenne sie den Volvo unter den Nähmaschinen). Die Maschine näht geradeaus, rückwärts und Zickzack. Den Transporteur kann man absenken und somit jederzeit auch innerhalb Sekunden Freihandsticken, Applikationen annähen, Hosen stopfen usw.. Dabei ist der spezielle, aus Bakelit gefertigte, ungemein praktische Anschiebetisch eine grosse Erleichterung. Die Maschine arbeitet mit dem CB-Greifer, was die Handhabung sehr einfach macht und mancher Hausfrau der 1950er Jahre den Wechsel von einem anderen Fabrikat auf Turissa erleichterte. (Interessanterweise hat die besser ausgerüstete Ultramatic einen eher weniger beliebten Brillengreifer). Der Motor wird über ein Fusspedal geregelt, er befindet sich unsichtbar im Ständer, vertikal montiert. Beim Start wird das Gummirad der Motorachse inwendig an das Handrad gedrückt, wodurch sich die Maschine bewegt. Die Bedienungsanleitung (erhalten Sie kostenlos als PDF bei www.occaphot.ch) ist ausführlich beschrieben und gut illustriert.
Die Kundin erhielt beim Neukauf 2 Jahre Garantie auf die Maschine und 1 Jahr auf den Motor.
Text: occaphot.ch
Die TURISSA Ultramatic wurde 1953 lanciert. Sie ist in der Grunddtechnik mit der Automatic indentisch. Der Unterschied besteht darin, dass die Ultramatic an Stelle des CB-Greifers einen Brillengreifer eingebaut hat und mit einer Zierstichautomatik ausgerüstet ist. Sie arbeitet mit Doppel-Musterschablonen (Doppelkurvenscheibe) durch deren Einsatz die Maschine automatisch eine ganze Menge Zierstiche erzeugt. 3 Schablonen = 6 Zierstiche usw.. Das Einsetzen der Stichmusterscheiben ist kinderleicht. Man klappt den ovalen Deckel mit dem Turissa-Schriftzug zur Seite und fügt die Musterschablone ein. Der bereits erwähnte Super Anschiebetisch ist auch hier Standard. Seine Form ist auf den ersten Blick banal einfach, aber ergonomisch absolut top. Habe selten mit einer Maschine und Anschiebetisch genäht bei der man so lange arbeiten kann, ohne je müde zu werden. Arme und Handgelenke werden optimal entlastet (vorausgesetzt, Stuhl und Sitzposition sind der Tischhöhe angepasst). Weniger vorteilhaft war der Brillengreifer. Frühere Automatic-Kundinnen wollte man ja umstimmen auf die neue Ultramatic … und verlangte von ihnen nun, dass sie sich vom CB-Greifer abwenden und sich für was Neues begeistern.
Allgemein ist es ja so, dass der Mensch Veränderungen in gewohnten Abläufen nicht sehr liebt und so war es dann auch bei den Schweizer Hausfrauen, die sich beim Maschinenwechsel wegen dem gewohnten CB-Greifer vielfach nicht für den Brillengreifer begeistern konnten und sich eher für andere Maschinen entschieden. So wanderten etliche Kundinnen ab zu anderen Fabrikaten (wurde mir bei meinen Recherchen in den 1970er Jahren genauso von etlichen ehemaligen Turissa-Händlern berichtet.)
Die Ultramatic wird mit Fusspedal bedient. Der Motor ist vertikal im Ständer eingebaut. Die Achse trägt ein Gummirad. Beim starten wird der Motor gekippt, so dass das Gummirad auf der Innenseite ans Handrad gedrückt wird und so die Maschine bewegt. Eine gut beschriebene und ausführlich bebilderte Bedienungsanleitung liegt jeder Maschine bei. Bei Neukauf erhielt die Kundin 2 Jahre Garntie auf die Maschine und 1 Jahr auf den Motor.
Text: occaphot.ch
Ab 1951 bis 1967 wurden in der Schweiz Nähmaschinen unter dem Namen „Turissa“ produziert. Die hier gezeigte „Turissa swissmatic“ ist eine Automatik-Nähmaschine, die um 1962 in Dietikon, Zürich gebaut wurde. Dieses Modell gibt es auch unter dem Namen „Rast und Gasser Novomatic“ von der Firma Rast und Gasser. Auf der Basis von Schablonen können 3 Zickzack Stiche, 7 Zierstiche und 5 Nutzstiche erzeugt werden, außerdem gibt es das Programm zum Nähen von Knopflöchern, für den Geradstich benötigt die Maschine keine Schablone. Als klassisches Turissa-Design kann man die als Wahlscheibe gestaltete Programmanzeige bezeichnen. Mit dem mittleren Drehknopf an der rechten Seite schaltet man die Programme ein, er kann vorwärts und rückwärts bedient werden. Beim Schalten dreht sich dann ein roter Punkt im Kreis und zeigt damit das gewählte Programm an. Die Turissa-Nähmaschine besitzt eine hochwertige Metallbauweise, bis auf 2 Zahnräder aus langlebigem Kunststoff ist die gesamte Mechanik aus Metall. Beim Bau dieser Maschine hat die Firma Turissa nicht an gutem Material gespart. In der Mechanik gibt es Bauteile (z.B. die Ketten und die Abtaster), die es so nur bei Turissa gibt. Die gesamte Mechanik ist perfekt und fein gearbeitet, sie funktioniert sehr leichtgängig und leise! Deutliche Geräusche beim Nähen gehen vom Brillen-Greifer und dem Antrieb aus! Am Motor gibt es für den Antrieb ein Reibrad, dessen Material verändert sich im Laufe der Zeit und es entsteht ein deutliches Antriebsgeräusch. Um Verformungen des Reibrades bei Nichtbenutzung der Maschine zu vermeiden, kann der Motor, wie das Foto Nr. 16 zeigt, vom Antriebsrad entfernt werden. Wegen ihrer hohen Form wirkt die Turissa im Vergleich zu Nähmaschinen anderer Anbieter aus dieser Zeit groß und schwer, das ist sie aber nicht. Durch ihre Alubauweise ist sie mit 10 kg relativ leicht. Entsprechend ihrem Alter bilden bei ihr heute die beiden Antriebszahnriemen die Schwachstellen. Es kann passieren, dass nach über 50 Jahren der Kunststoff darin zerbröselt. An der hier gezeigten Maschine sind die Zahnriemen zum Glück noch gut erhalten. Sie hatte aber ein anderes Problem: weil der Verkäufer zum Zustand der Maschine keine Angaben gemacht hatte, dachte ich, sie wäre in Ordnung. Der Test ergab aber etwas anderes: ich musste feststellen, dass die gesamte Automatik locker war und neu eingestellt hätte werden müssen! Viele Stunden versuchte ich das Rätsel zu lösen, es war aber alles vergebens. Auch ein öffentlicher Aufruf um Tipps zur Einstellung der Automatik, brachte keinen Erfolg. Die einzig umsetzbare Lösung war der Austausch der Maschine. Weil meine Maschine einen intakten Zahnriemen hatte, konnte er in eine als Teilespender dienende Turissa eingebaut werden. Es hat sich gelohnt, danach konnte ich endlich sagen, ich habe eine Turissa, die prima funktioniert. Ich testete die ganzen Stichmuster und wurde positiv überrascht, sie hat ein sehr sauberen Stichbild. Leider können das heute, wegen dem zerbröselten Zahnriemen, nicht mehr viele Turissa-Besitzer sagen. Ein Ersatz des Zahnriemens ist nicht möglich, weil es dafür keine Produktion mehr gibt.
Die Turissa ist für mich ein hochwertig und interessant gebauter Oldie, entsprechend ihrer Bauweise gehört sie eigentlich in meine 1. Liga, wenn da nicht das Problem mit dem Zahnriemen wäre. Sie erhält bei mir einen Platz in der 2. Liga, ihr sauberes Nahtbild belohne ich mit 10 Punkten auf meiner Skala von 1 – 10.
Vorteile
leichtgängige Mechanik, überschaubare Bedienung, Nadelsystem 705/130 R, Hochschaftfüßchen, leichte Bauweise (10 kg), versenkbarer Transporteur
Nachteile
Brillengreifer, lautes Antriebsgeräusch bedingt durch den Einsatz eines Reibradantriebs, Einsatz von Zahnriemen, die altersbedingt zu Totalsausfällen führen können.
Hinweis: benötigt für eine lange Nutzungsdauer immer gute Pflege
Text: I. Naumann
Die Turissa Novomatic ist wohl praktisch baugleich zur zuvor vorgestellten Swissmatic. In kann sich der Steuerriemen komplett aufgelöst haben, bei ansonsten nahezu neuwertigem Zustand, also leider ein wirtschaftlicher Totalschaden, da praktisch mangels passender Ersatzteile irreparabel. In den Fotos werden beide Modelle (mit und ohne defekten Riemen) gezeigt (Bilder Nähmaschinenverzeichnis und R. Thierfelder).