Gebrüder Stoewer Firmenhistorie

1896-1899  Stettiner Eisenwerk Bernhard Stoewer sen.

1899-1916  Gebrüder Stoewer, Fabrik für Motorfahrzeuge, Stettin

1916-1945  Stoewer-Werke Aktiengesellschaft, vormals Gebrüder Stoewer, Stettin

 

Unter dem Namen Stoewer wurden von 1858 bis 1945  in Stettin, der damaligen Hauptstadt Pommerns, in der Hauptsache Nähmaschinen, Schreibmaschinen, Fahrräder und Automobile, aber auch noch einige weitere Produkte hergestellt. Ab 1896 entwickelten sich aus einer Firma zwei voneinander unabhängige Firmen, die den Namen Stoewer trugen. Sie standen nicht in Konkurrenz zueinander, da sie völlig unterschiedliche Produkte herstellten. Die eine Firma konzentrierte sich auf die Herstellung von Nähmaschinen, Schreibmaschinen und Fahrrädern, die andere auf den Bau von Automobilen. Namensgeber beider Firmen ist die Familie Stoewer. Diese Tatsache lässt bereits erahnen, dass die Historie von Stoewer geprägt ist vom Pioniergeist ihrer Gründerväter, die sich nicht einfach darauf beschränkten, für den Namen ihrer Firma Pate zu stehen, sondern tatsächlich mit ihrer unternehmerischen Schaffenskraft den Werdegang der Firmen bestimmten.

 

Stoewer-Erzeugnisse aus den oben genannten Produktionsgebieten waren stets auf der Höhe der Zeit, zuweilen bestimmten sie den Stand der Technik, waren immer von höchster Qualität, nie ein billiges Massenprodukt.

 

Als Folge des 2. Weltkrieges wurde die Stadt Stettin von Deutschland abgetrennt, Polen zugeteilt und hieß fortan Szczecin. Das Werksgelände wurde im Krieg nur wenig zerstört, aber die Produktionsanlagen wurden nach Kriegsende demontiert und in die Sowjetunion verfrachtet. Einen Neuanfang im westlichen Teil Deutschlands hat es nicht mehr gegeben, damit endet die Geschichte der Stoewer-Werke.

 

Aufgrund der stetigen Expansion der Nähmaschinenfabrikation, und um zusätzliche Kapazitäten für die ab 1893 hinzugekommene Herstellung von Fahrrädern zu schaffen, gründete Bernhard Stoewer sen. 1896 ein neues Unternehmen, das 'Stettiner Eisenwerk Bernhard Stoewer sen.' Als Standort wählte er den Stettiner Ortsteil Neutorney, nur wenige Kilometer vom alten Stammsitz entfernt. Dort gab es noch genügend unbebaute Flächen - eine wichtige Vorraussetzung für eine expandierende Fabrik. Es wurden Fahrradbestandteile, Werkzeugmaschinen und Eisenöfen gebaut. In diesem neuen Werk waren auch die Söhne des Firmengründers, Bernhard Stoewer jun. und Emil Stoewer, in leitender Stellung beschäftigt. Die genannten Produktionszweige konnten den visionären Tatendrang der beiden jungen Köpfe indes nicht befriedigen. Etwas Neues, Anderes musste her! 

 

Da kam das Automobil gerade recht. Die Stoewer-Söhne erkannten, dass dem Automobil, damals nahezu unbekannt und nur ein Spielzeug einiger weniger Reicher, eine große Zukunft bevorsteht. Bernhard Stoewer sen. schenkte sein Vertrauen in die Ideen seiner Söhne und übergab ihnen 1899 das Stettiner Eisenwerk zur eigenverantwortlichen Nutzung. Damit konnten sie ihren Traum von der Automobilfabrikation verwirklichen. Das Eisenwerk firmiert fortan als "Gebrüder Stoewer, Fabrik für Motorfahrzeuge". Bernhard übernahm die technische Leitung, während Emil für das Kaufmännische verantwortlich zeichnete. Bis zu ihrem Ausscheiden in den 30er Jahren des folgenden Jahrhunderts bestimmten sie mit ihren Entscheidungen die Entwicklung des Unternehmens. Sie waren der Motor für das rasante Wachstum in den Anfangsjahren. Durch ihre Richtungsweisungen in der Modellpolitik waren sie aber auch verantwortlich für die spätere Stagnation, als andere deutsche Autofabriken, die unter den gleichen Umständen und genauso bescheiden angefangen haben, die Stoewer-Werke in der Produktion weit überflügelten. Gleichwohl muss man Respekt zollen, dass Stoewer als einer von wenigen der ehemals über 200 deutschen Automobilfirmen die Weltwirtschaftskrise Anfang der Dreißiger Jahre überlebte.

Gerade die Tatsache, dass Stoewer nie ein ganz großer Automobilhersteller geworden ist, sondern überschaubar geblieben ist und mehr durch technische Innovationen als durch reine Stückzahlen glänzte, macht diese Marke in der heutigen Zeit für den Liebhaber klassischer Automobile interessant.

 

Gebrüder Stoewer-Museum, Stichwort "Unternehmensgeschichte", Version vom 26. Februar 2021, 10:00 Uhr, abrufbar unter http://stoewer-museum.de/framesetd.htm und http://stoewer-museum.de/stoewer/gebrstoewer.htm

 

Ich suche …

Die neuesten Einträge (Stand 23.4.2024) finden Sie unter: Caser, Pfaff (130 Schnittmodell, 133, 1222E Schnittmodell) und Vigorelli (ZZ/U).

Gesamt 594 gelistete Nähmaschinen.