Der Sohn des Schuhmachermeisters Friedrich Mathias Mundlos erlernte nach dem Besuch der Grundschule zunächst das Schumacherhandwerk und ging in Deutschland auf Wanderschaft. Dabei erlernte er in Berlin, Dresden, Königsberg und Magdeburg den Metallberuf. 1863 gründete er gemeinsam mit Hermann Schulz in Magdeburg eine Nähmaschinenfabrik, die unter dem Namen Mundlos & Schulz firmierte und zunächst Langschiffmaschinen nach dem Singer-System herstellte. Die schwere Gangart dieses Systems veranlaßte Mundlos bald zum Umstieg auf HOWE-Nähmaschinen. Nach dem Ausscheiden des Partners 1874 führte Mundlos das Unternehmen unter seinem Namen allein weiter. Zu dieser Zeit wurden die metallbearbeitenden Maschinen bei Mundlos von Dampfmaschinen mit einer Leistung von 20 PS angetrieben. 1876 trat der spätere Stadtrat Rudolf Arendt (1851–1918) als Vertreter in die Firma ein. 1882 brachte Mundlos die erste eigene Nähmaschine, die Victoria- Bogenlangschiff-Maschine, heraus, die sich durch ihren viel gerühmten leichten Gang auszeichnete und rasch den Markt eroberte. 1884 wurde der endgültige Standort der Fabrik in der Lübecker Straße 8 in Magdeburg-Neustadt bezogen. Das Sortiment wurde um 1890 auf fünf Nähmaschinengrößen von der Handmaschine bis zur schweren Schneidermaschine erweitert, auch Wring- und Waschmaschinen waren im Programm. Arendt wurde 1882 Teilhaber und belebte unter der Firmierung Heinrich Mundlos & Co., Magdeburg-Neustadt den Export. 1894 wurde das Markenzeichen mit der Abbildung von Mundlos  1895 der Name “Victoria” und 1896 der Doppelname “Orginal-Victoria” patentrechtlich geschützt. Um 1890 lagen die Absatzmärkte in Rußland, Frankreich, Holland, Belgien und der Schweiz. 1901 überarbeitete Mundlos seine Maschinen konstruktiv und brachte seine erste Ringschiffmaschine, der Forderung nach größeren Spulen Rechnung tragend, auf den Markt. Damit erweitert sich das Programm auf insgesamt elf Maschinen. Ab 1908 erweiterte Mundlos zielstrebig seine Märkte nach Südamerika, China und Japan und entwickelte 1910 den patentrechtlich geschützten Schnelläufer. 1913, anläßlich des 50jährigen Bestehens der Firma, wurden die Söhne der Firmeninhaber, der Ingenieur Richard Mundlos (1879–1954) und Dr. Ernst Arendt, Teilhaber der Firma. Die Söhne des Firmengründers, Heinrich Mundlos (1883–1965) und Rudolf Mundlos (1886–1969), traten als Prokuristen im kaufmännischen bzw. im technischen und Produktionsbereich in die Firma ein, die während dieser Zeit mit dem eingetragenen Logo “Mundus” warb. Es folgten innovative Entwicklungen zum Stoffober- und Untertransport sowie von versenkbaren Maschinen (1911), die mittig angebrachte Nadelstange mit einem Holz- und Gußunterbau (1913), eine CB- Greifermaschine mit Ober- und Untertransport sowie Gelenkfadenhebel, eine halbautomatische Lochstickmaschine (1913) und eine Knopflochnähmaschine (1914). Nach dem Ableben des Mitinhabers R. Arendt wurden alle Produkte wieder mit Mundlos gekennzeichnet. 1920 wandelte Mundlos die Firma in eine AG um und übernahm 83jährig den Vorsitz des Aufsichtsrates, während Richard Mundlos zum Vorstandsmitglied avancierte. Mit der Schnellnäh-Zickzack-Maschine (1925) gelang Mundlos eine epochale Neuheit im Haushaltsnähmaschinenbau. Daran schlossen sich die Einrichtungen zum Umstellen auf Lochstickerei und Knopfannähen an. 1927 brachte Mundlos die erste Gewerbemaschine mit Elektromotor auf den Markt. Die Beschäftigtenzahl wuchs von 33 im Jahr 1870 auf ca. 600 nach der Jahrhundertwende. Im Jahr des Ablebens von Mundlos zählte die Firma rund 1.300 Arbeiter und Angestellte. Die Vorreiterrolle in der Nähmaschinenentwicklung hielt mit der tragbaren Schnellnähmaschine aus Leichtmetallguß (1929), der Maschine mit waagerecht liegendem Umlaufgreifer (1931) und der Entwicklung der ersten Universal-Zickzacknähmaschine (1931) an. Letztere war in ihrer Bauart bahnbrechend und wurde weltweit nachgebaut. Anläßlich des 75jährigen Bestehens der Firma 1938 kamen noch einmal Maschinen der Serie 79 als Koffermaschine mit drei verschiedenen Antriebsvarianten auf den Markt. Mit Beginn des II. Weltkrieges wurde auch die Firma Mundlos entsprechend ihren Voraussetzungen als Zulieferer von Teilen aus der Metall- und Holzverarbeitung für die Rüstungsproduktion kriegsverpflichtet. Beim Bombenangriff am 16.01.1945 durch amerikanische und englische Bomber wurden die größten Teile der Fabrik und das firmeneigene Museum zerstört. Der jüngste Sohn des Firmengründers, Rudolf Mundlos, mußte die Demontage und Verpackung insbesondere der raumfüllenden Werkzeugmaschinen zum Abtransport als Reparationsleistungen in die Sowjetunion leiten. So ging das Lebenswerk Mundlos’, eines Pioniers und Schöpfers der deutschen Nähmaschinenindustrie, zu Ende.

 

Literatur: 

Peter Wilhelm, Alte deutsche Nähmaschinen. Ein Hdb. für Sammler und Liebhaber der Nähmaschine, 1987, 77–80;

Günter Ditzenbach, Firma Mundlos, in: Der Schlingenfänger. Zs. für Sammler historische Nähmaschinen, Nr. 17, 1991, 7–17 und Nr. 18, 1991, 12–37;

Peter Zilvar, In Magdeburg wurde die Zickzack-Nähmaschine erfunden, in: Volkstimme Magdeburg vom 07.03.1998;

Materialsammlung Dr. Eberhard M., Königsstein/Taunus (privat).

 

Webseite der Uni Marburg, Stichwort "Biografien", Version vom 28. September 2018, 8:00 Uhr, abrufbar unter http://www.uni-magdeburg.de/mbl/Biografien/1258.htm

 

 

"1925 wurde als Weltneuheit die Schnellnäh-Zickzackmaschine vorgestellt, welche sich schnell als Heimnähmaschine Privathaushalte durchsetzte, 1927 die erste elektrisch angetriebene Gewerbenähmaschine. Die Vorreiterrolle in der Nähmaschinenentwicklung hielt mit der tragbaren Schnellnähmaschine aus Leichtmetallguß (1929), der Maschine mit waagerecht liegendem Umlaufgreifer (1931) und der Entwicklung der ersten Universal-Zickzacknähmaschine (1931) an. Im Zweiten Weltkrieg wurde auch die "Mundlos AG" zur Lieferung rüstungswichtiger Elemente aus dem Bereich der Holz- und Metallverarbeitung verpflichtet. Im Januar 1945 fielen die Fabrikanlagen einem Bombenangriff zum Opfer - was erhalten geblieben war, wurde als Reparationsleistung in die Sowjetunion transportiert."

 

Zitat aus der Webseite http://saarland.digicult-museen.net/objekte/19499 , Stand 7.7.2021

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