Unternehmer mit Pioniergeist

Da die Eltern den kränklichen Buben zu schwach für die Hofarbeit im Mühlviertel halten, schicken sie ihn zu einem Schneider in die Lehre. Jahrzehnte später ist dieser Johann Jax einer der innovativsten und erfolgreichsten Unternehmer in der Landeshauptstadt Linz.

In Thierberg 1, Pfarre Hirschbach, kommt er als Sohn armer bäuerlicher Grundpächter zur Welt. Nach der Volksschule in Schenkenfelden lernt er in Amesschlag bei Leonfelden die Schneiderei und geht auf die Walz. Die Wanderschaft führt ihn auch zum Meister Jemewein nach Innsbruck, in dessen Werkstätte er eine der ersten Nähmaschinen entdeckt.

Weitere Erfahrung sammelt er in Trient, Vorarlberg, Bayern, Agram und Cilli. Dort rückt er ein und kämpft in den Schlachten von Oversee (1864) und Königgrätz (1866). Als er nach sechs Jahren wieder zu Hause ist, erkennt ihn nicht einmal seine Mutter wieder.

Am 16. November 1867 eröffnet Johann in Linz am Taubenmarkt (Ecke Graben/Schmidtorgasse) ein Nähmaschinengeschäft, für das er mit Anzeigen im OÖN-Vorläufer „Tagespost“ wirbt. Das Startkapital leihen ihm einige Kriegskameraden, die Mutter verkauft eine Kuh. Er bezieht einen Raum im Geschäft, weil er sich eine Wohnung noch nicht leisten kann.

Weitere Studienreisen führen Jax, der inzwischen das Geschäft in die Landstraße 39 verlegt hat, nach England und Schottland sowie zu den Weltausstellungen nach Wien und Paris. Und er gründet in der Donaumonarchie insgesamt 36 florierende Filialen.

1862 läuft seine eigene Nähmaschinenproduktion in der neuen Fabrik an der Ecke Bürgerstraße/Humboldtstraße mit dem Modell „Christoph Kolumbus“an. „Er hatte sich schon als Knabe für den großen Entdecker begeistert“, erinnert sich sein Enkel Gottfried Marckhgott, Leiter des Oö. Landesarchivs.

Auch am Siegeszug des Fahrrades (Velociped) nimmt Jax engagiert Anteil und baut eine Fahrrad-Erzeugung (Marke „Colon“) auf. Für die Kund(inn)en veranstaltet er Näh- und Stickkurse und richtet neben der Fabrik in einem eigenen Fahrsaal (Velodrom) eine Fahrradschule ein. Zudem partizipiert er am Siegeszug der Schreibmaschine mit der Generalvertretung der deutschen Adler-Werke.

Die guten Erträge ermöglichen Johann Jax den Einstieg ins Baugeschäft. In diesem verewigt er sich mit der Errichtung des neuen Stadtviertels Linz-Lustenau. Der Immobilien-Fachmann besorgt außerdem für den Linzer Bischof Franz Maria Doppelbauer in Urfahr ein Grundstück, auf dem das Petrinum errichtet wird, baut unweit davon ein Bauerngut für die Ursulinen zum „Marienheim“ aus, stellt ein Grundstück für die Errichtung der Herz-Jesu-Kirche zur Verfügung, plant zwischen Linz und Urfahr ein Gebäude, in dem sich heute das „Café Landgraf“ befindet, und treibt Spenden für die Rettung der desolaten Dreifaltigkeitssäule auf dem Hauptplatz auf. Auch Kaiser Franz Joseph spendet 200 Gulden.

Der tiefgläugige Katholik, der sechs Mal nach Lourdes gepilgert ist, engagiert sich auch für die von Liberalen und Freisinnigen bedrängte Kirche (siehe Zitat von Dr. Marckhgott) und beteiligt sich an der Gründung des „Katholischen-patriotischen Kasinos für Linz und Umgebung“, des „Katholischen Volksvereins für Oberösterreich“ und des „Oberösterreichischen Volkskredits“.

Johann Jax, in zweiter Ehe mit Anna Jax, der Tochter eines Lederermeisters aus Waidhofen an der Ybbs verheiratet, erlebt den Zweiten Weltkrieg, nach dem die Firma ausläuft, nicht mehr. Aber so manche Kundinnnen rufen noch heute bei ihr an und schwärmen von seinen Nähmaschinen, sagt die Linzerin Erika Jax, eine entfernte Verwandte.

 

Quellen: Slapnicka/Steinmaßl: „Berühmte Persönlichkeiten aus dem Mühlviertel und Böhmerwald, Band II“. Edition Geschichte der Heimat; Elisabeth Schiffkorn: „Gespür für de Revolution“ in: OÖN vom 27. 8. 1994 

 

Webseite Nachrichten.at, Stichwort "Johann Jax", Version vom 21. Januar 2015, 15:00 Uhr, abrufbar unter http://www.nachrichten.at/nachrichten/reportage/Unternehmer-mit-Pioniergeist;art57,111523

 

 

Johann Jax – Ein oberösterreichischer Industrieller mit Familiensinn

Der Industrielle Johann Jax (1842-1937) wurde in Thierbach Nr. 1 in der Gemeinde Summerau und Pfarre Hirschbach geboren. Er arbeitete zunächst am Bauernhof seiner Eltern als Hütejunge, durfte dann aufgrund seiner schwächlichen Konstitution eine Schneiderlehre in Amesschlag bei Leonfelden absolvieren. Seine Gesellenwanderung führte ihn unter anderem nach Innsbruck, wo er das erste Mal eine Nähmaschine sah. Nach zahlreichen weiteren Wanderstationen überlebte er seinen Wehrdienst im k.k. Infanterieregiment Großherzog von Hessen Nr. 14  und die Schlachten von Översee und Königsgrätz. Nach Abschluss des Friedens von Prag 1866 wurde er aus der Armee entlassen. Sein Weg führte ihn nach Linz, wo er bei  verschiedenen Schneidermeistern arbeitete. Da ihn die Erfindung und Weiterentwicklung der Nähmaschine faszinierte, eröffnete er an der Ecke Taubenmarkt/Schmiedtorgasse im November 1867 ein Verkaufsgeschäft für die Nähmaschinenfabrikate Wheeler und Wilson. Sein Erfolg basierte nicht zuletzt auf seinem Verkaufsgeschick, sondern auch darauf, dass sich die Nähmaschine bis 1900 zu einem unentbehrlichen Haushaltsgegenstand entwickeln konnte, die eine Vorratsbeschaffung an Kleidern, Wäsche und Schuhen ermöglichte und so die Mode mit all ihren Accessoires als neuen Wirtschaftsfaktor wachsen ließ. Nachdem Jax 1875 das Bürgerrecht und 1886 den Gewerbeschein erhalten hatte, begann er selbst Nähmaschinen und Fahrräder zu bauen. In einem eigenen Velodrom wurden Radfahrkurse angeboten, Nähkurse waren längst schon etabliert. Welch faszinierende Unternehmerpersönlichkeit der Selfmademan und praktizierende Christ Jax gewesen ist und welch Wegbereiter er im sozialen Werkswohnungsbau war, ist Inhalt der kleinen Ausstellung. 

 

Webseite Landesmuseum.at, Stichwort "Johann Jax", Version vom 21. Januar 2015, 15:00 Uhr, abrufbar unter  http://www.landesmuseum.at/index.php?id=1&tx_ooemuseenevents_pi4%5BshowUid%5D=8004

 

 

Johann Jax-Ausstellung in Hirschbach

Er ist einer, der vom Schneider zum Millionär aufgestiegen ist, der Nähmaschine und Fahrrad in die Haushalte brachte, der das Linzer Stadtbild mitprägte - und doch den meisten unbekannt ist: Johann Jax, 1842 in Thierberg geboren.

Er ist so etwas wie ein Self-Made-Millionär, ein Unternehmer, der überall in Linz seine Spuren hinterlassen hat. Im Bauernmöbelmuseum in Hirschbach ist ihm noch bis 25. August eine Ausstellung gewidmet.

 

Als Geselle auf der Walz

Den Unternehmer Johann Jax kennt heute kaum noch jemand. Aber man staunt, wo man ihm überall begegnet. Johann wird 1842 als Sohn armer Bauern in Thierberg, einem kleinen Dorf zwischen Hirschbach und Schenkenfelden geboren. Weil er zu schwach für die Landwirtschaft ist, schicken ihn seine Eltern in die Schneiderlehre. Johann geht als Geselle auf die Walz durch Österreich, Südtirol, nach Paris, München, Kroatien und schließlich zurück nach Linz.

 

Erste Nähmaschine in Innsbruck gesehen

Auf dieser Wanderschaft sieht er bei einem Meister in Innsbruck zum ersten Mal in seinem Leben eine der gerade erst erfundenen Nähmaschinen - und vergisst sie nie mehr. Zuerst aber ruft das Militär. Jax kommt ins Linzer Hessenregiment, schildert Ausstellungsleiter Johann Pammer, selbst aus Thierberg: „Er war Kompanieschneider und hat den hohen Herren die Uniformen hergerichtet. Und er war wahrscheinlich ziemlich beschäftigt, denn dort ist es rund gegangen in Königgrätz.“

 

Erstes Geschäft in der Schmiedtorgasse

Nach dem Militär beginnt Johann Jax als Unternehmer. In der Linzer Schmiedtorgasse eröffnet Jax sein erstes Geschäft für Nähmaschinen, wird Linzer Bürger, übersiedelt auf die Landstraße und kauft 1876 ein Grundstück an der Ecke Humboldtstraße-Bürgerstraße.

Dort baut er eine Fabrik für Nähmaschinen und seine Fahrräder der Marke Colon, so Pammer: „Es war einfach die Gründerzeit, in der sehr viele Betriebe in Linz entstanden sind. Er war einfach der richtige Mann, zur richtigen Zeit mit dem richtigen Produkt.“ Zum 25-Jahr-Jubiläum 1892 wird hier die 75.000 Nähmaschine ausgeliefert.

 

Fahrrad-, Nähmaschinen- und Nähkurse gegeben

Längst ist Jax reich durch seine „Linzer Nähmaschinen- und Velocipedfabrik“. Er expandiert, eröffnet Filialen in der ganzen Monarchie, ist quasi allgegenwärtig sagt Gerlinde Vorholzer, die Ausstellungsgestalterin der Schau im Hirschbacher Bauernmöbelmuseum: „Die Nähmaschinen sind plötzlich in jeden Haushalt gekommen, so wie heute Computer oder Handys. Aber die Leute haben natürlich auch Informationen und Schulungen gebraucht, und das hat er verstanden. Er hat Fahrrad-, Nähmaschinen- und Nähkurse gegeben.“ Nähmaschinen, Fahrräder, Schreibmaschinen, ja sogar Musikautomaten baut Jax in seiner Fabrik, sogenannten Polyphone, wie Standuhren so groß, darin rund 20 Metallplatten mit bekannten Melodien, die wie ein Spielwerk funktionieren. Diese Polyphone standen in fast allen Gasthäusern in und um Linz.

 

Sehr sozialer und strenggläubiger Mensch

Die Geschäfte gingen hervorragend, die Familie wuchs. Acht Kinder hatten er und seine zweite Frau Anna. Der Fabrikant war ein sehr sozialer und strenggläubiger Mensch. Sein Geld investierte er zum Wohle der Stadt und zum Wohle seiner Mitarbeiter. 1900 baute er in der Gürtelstraße die ersten Linzer Arbeiterwohnhäuser.

Abriss der Dreifaltigkeitssäule verhindert

Als 1888 liberale Linzer Gemeinderäte den Abriss der Dreifaltigkeitssäule auf dem Hauptplatz überlegten, gründete Jax ein Rettungskomitee und ließ die Statue mehrmals auf eigene Kosten reparieren, um das zu verhindern.

 

Grundstücke dem Bischof geschenkt

1895 machte er sich Sorgen um den Priesternachwuchs. Er kaufte am Fuße des Pöstlingbergs mehrere Grundstücke und schenkte sie dem Bischof. Der ließ hier das Petrinum bauen. An der damaligen Wiener Reichsstraße kaufte Jax ein großes Grundstück und schenkte dem Orden der Redemptoristen gut einen Hektar Grund, auf dem dann die Herz-Jesu-Kirche gebaut wurde. Jax spendete dafür viel Geld. Er baute Häuser an der Unionstraße, restaurierte den Kreuzweg in Sankt Margarethen, baute das Marienheim der Ursulinen in Urfahr, spendete hohe Summen für Kirchen, Orden und Klöster.

 

Spuren im Linzer Stadtbild bis heute sichtbar

Nach dem 1. Weltkrieg übernahm Sohn Franz die Firma, Johann Jax zog sich zurück und starb 1937. Er wurde gemeinsam mit seiner Frau in einer Gruft hinter dem Altar der Herz-Jesu-Kirche beigesetzt. Johann Jax Nähmaschinen, Fahrräder und Musikautomaten sind Geschichte. Seine bedeutenden Spuren im Linzer Stadtbild aber sind noch heute sichtbar.

 

Webseite orf.at, Stichwort "Johann Jax", Version vom 11. November 2019, 8:00 Uhr, abrufbar unter https://ooe.orf.at/v2/news/stories/2780042/

 

 

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