Göricke
Der Markenname „Göricke“ steht für Fahrräder schon seit über 100 Jahren. August Göricke hat seine Firma 1874 in Bielefeld gegründet. Es war eine Fachhandlung für Fahrräder, Nähmaschinen (der Hersteller Dürkopp sowie Baer & Rempel) u. a. Maschinen und Geräte. In der weiteren Firmenentwicklung kam die Produktion von Fahrrädern und Nähmaschinen dazu, wobei sich die Fahrradproduktion zum Hauptzweig entwickelte. 1920 verstarb A. Göricke, die Firma bestand weiter bis zum Konkurs 1930. Die Firma kam in neuen Besitz, dort wurden dann hauptsächlich Fahrräder, Motorräder und andere Maschinen bis Anfang der 60er Jahre produziert.
Aus der Zeit der Nähmaschinen-Produktion zeugt die hier abgebildete Göricke Geradstich-Nähmaschine nach der Bauweise von Wheeler & Wilson. Der Schriftzug „Göricke“ ist zwar verblasst, aber bei genauer Betrachtung lässt er sich noch entziffern. Ihr Herstellungszeitraum kann um 1920 eingeordnet werden. Das zu ihr gehörende Eisengestell ist leider nicht mehr erhalten. Entsprechend der Bauweise kann ich sie mit meiner Adler Kl. 15 vergleichen. Die Maschinen haben die gleiche Größe und beide arbeiten mit dem kleinen eintourigen Umlaufgreifer nach Wheeler & Wilson Das bedeutet, Spule und Spulenkapsel sind austauschbar. Viele Bauteile, z.B. auch die Aufspulvorrichtung gleichen der Adler, nur die Bedienung der Stichlängen-Einstellung erfolgt bei der Göricke entgegengesetzt. Zum Vorwärtsnähen wird der Hebel nach oben gedrückt und nach unten zum Rückwärtsnähen. Singer Nähmaschinen aus dieser Zeit, z.B. die Kl. 15 oder 66 besitzen die Funktion zum Rückwärtsnähen noch nicht. Das Nähverhalten gleicht der Adler Kl. 15, sie ist eine stabile Nähmaschine, die gesamte Mechanik ist aus Metall und sie läuft sehr leichtgängig und leise. Auch heute ist sie für alle Geradstich-Näharbeiten in einem Haushalt bestens geeignet. Maschinen in dieser Art, mit oder ohne Eisengestell, sind als Dekorations-Gegenstand etwas Besonderes und ziehen die Blicke an. Es ist eine Nähmaschine, die bei guter Pflege zu den Unkaputtbaren gehören kann. Bei mir gehört sie in die 1. Liga und erhält unter den vergleichbaren Nähmaschinen aus dieser Zeit 10 Punkte auf meiner Skala von 1 bis 10.
Vorteile
leichtgängige Mechanik, Maschine näht rückwärts, relativ schnelles Nähen möglich, Spulen und Kapseln der Adler Kl. 15 passen
Nachteile
nur Fußantrieb möglich, Laufrichtung des Handrades nach hinten, Rundkolben-Nadeln System 287, anspruchsvolles Einfädeln des Oberfadens, Gewicht: ca. 13 kg.
Text: I. Naumann